Das neue Großforschungszentrum Center for the Transformation of Chemistry (CTC) befindet sich im dritten Jahr seiner Aufbauphase und übt schon jetzt eine gewisse Strahlkraft aus. Wissenschaftler Dr. Manuel Häußler, der bereits im letzten Jahr als erster Gruppenleiter ans CTC kam, ist nun mit seinem Start-up aevoloop von Konstanz nach Leipzig gezogen. Häußler und sein Team entwickeln nachhaltige und vollständig recyclebarere Kunststoffe. Die Nähe zum CTC als Forschungs- und Kooperationspartner war ausschlaggebend für die Umsiedlung.
Der Umzug ist geschafft. Mit einem mittlerweile 16-köpfigen Team forscht Manuel Häußler seit diesem Frühjahr in angemieteten Laboren in Leipzig. Neun Mitarbeitende sind dafür extra von Konstanz nach Sachsen gezogen, fünf neue Kolleg:innen kommen direkt aus der Region, zwei weitere arbeiten remote – und allesamt haben sich mit aevoloop einem vielversprechenden Start-up angeschlossen. Prof. Peter Seeberger, Gründungsdirektor am CTC, freut sich über diese Entwicklung: „aevoloop passt nicht nur mit seiner Forschungsausrichtung bestens zum CTC sondern auch mit seinem Werdegang: Eines unserer Ziele am CTC ist es „Sciencepreneure“ auszubilden. Also junge Forschende, die ihre theoretische Idee später auch in die Praxis umsetzen wollen und neben der wissenschaftlichen auch eine unternehmerische Denkweise erlernen. Mit unserem Transferkonzept möchten wir genau diesen Ansatz fördern. Der Ansiedlungserfolg von aevoloop zeigt beispielhaft, dass es dem CTC gelingt, nicht nur ambitionierte Forschende in die Region zu ziehen, sondern auch Arbeitsplätze zu schaffen.“ Erste gemeinsame Projekte zwischen aevoloop und CTC sind bereits angelaufen – auch in Zusammenarbeit mit weiteren regionalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie.
Ideales Umfeld für Kooperationen mit Wissenschaft und Wirtschaft
Manuel Häußler konnte Leipzig und Umgebung bereits im letzten Jahr durch die Teilnahme an einer Wissenschafts-Challenge der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND kennenlernen: „Dafür haben wir eng mit der Hochschule Anhalt in Köthen zusammengearbeitet und auch den Austausch mit dem CTC gesucht. Dass hier in Mitteldeutschland Strukturen für nachhaltige chemische Forschung und deren Transfer in die praktische Anwendung entstehen, ist für ein Start-up wie aevoloop ideal“, so Häußler. Aktuell führt das Start-up Kooperationsgespräche mit regionalen Industriepartnern zur gemeinsamen Entwicklung eines neuen, vollständig recyclebaren Kunststoffs auf Basis von recycelten und nachwachsenden Rohstoffen. Eine Pilotanlage dafür soll perspektivisch in Sachsen entstehen.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ist erfreut über diese Entwicklung und betont: „Die Ansiedlung des jungen Start-up-Unternehmens aevoloop bei uns in Sachsen ist ein weiteres Signal des Aufbruches. Die Entscheidung macht auch deutlich, was für eine große Anziehungskraft und Ausstrahlung das neue Großforschungszentrum bereits jetzt weit über die Region hinaus hat. So kommen wir beim Strukturwandel weiter voran. So profitiert der gesamte Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Sachsen. So entstehen durch exzellente Forschung am CTC neue attraktive Arbeitsplätze in der Region.“
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow begrüßte das aevoloop-Team vor Ort und ergänzte: „Mit Ansiedlungen wie der von aevoloop wird klar erkennbar, worum es geht: Forschung in die Anwendung zu bringen und damit zum Anziehungspunkt für innovative Unternehmen und Geschäftsmodelle in der Region zu werden. Damit entstehen ganz neue belastbare Wirtschaftsstrukturen, die Wachstum ermöglichen. aevoloop investiert in die Zukunft und ist von Beginn an dabei, wenn das CTC in den kommenden Jahren zum Großforschungszentrum entwickelt wird.“
Über das CTC
Die Vision des Center for the Transformation of Chemistry (CTC) ist eine kreislauffähige Chemie, deren eingesetzte Ressourcen aus nachwachsenden Rohstoffen und Recycling stammen und die am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwendet werden können. Die adressierten Produkte und Industriezweige reichen von der Gesundheit über Energie, Düngemittel und Konsumgüter. Um diese nachhaltige Chemie zu etablieren, arbeitet das CTC in einem transdisziplinären Ansatz mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Im CTC wird der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse strukturell verankert. So entsteht ein neuer Ort der Spitzenforschung in Mitteldeutschland, mit Fachkräften aus der Region und der ganzen Welt. Das CTC entsteht an den zwei Standorten Delitzsch (Sachsen) und Merseburg (Sachsen-Anhalt) und soll bis zum Jahr 2038 auf eintausend Mitarbeitende wachsen. Aktuell arbeiten mehr als fünfzig Personen am CTC – derzeit noch von Interimsbüros in Leuna und Delitzsch aus.
Über aevoloop:
aevoloop entwickelt die nächste Generation kreislauffähiger Kunststoffe. Das 2024 gegründete Deep-Tech-Spin-off der Universität Konstanz kombiniert eine energieeffiziente Upcycling-Technologie, die gemischte Polyolefin-Abfälle in hochwertige langkettige Dicarbonsäuren (DCAs) umwandelt, mit der Herstellung vollständig recycelbarer „Planet-Proof Plastics“. Diese Kunststoffe liefern die Leistungsfähigkeit konventioneller Polyolefine – von Verpackungen bis zu High-Performance-Bauteilen – und lassen sich chemisch oder enzymatisch in ihre Ausgangsbausteine rückverwandeln. Finanziert durch Landes-, Bundes- und EU-Fördermittel, sowie durch Venture Capital, treibt das 16-köpfige Team in Leipzig – im Zentrum des mitteldeutschen Chemiedreiecks – die Skalierung seiner Recycling- und Herstellungsverfahren voran. Ziel ist es, fossile Kunststoffe ohne „Green Premium“ zu ersetzen und die Kreislaufwirtschaft im Kunststoffmarkt entscheidend voranzubringen.
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