Die chemische Industrie steht vor einem grundlegenden Umbruch. Die Akzeptanz fossiler Rohstoffe sinkt, neue Technologien drängen in den Markt, und die Anforderungen an Nachhaltigkeit steigen stetig. Wie dieser Wandel konkret gestaltet werden kann, war Thema des Symposiums „Transformation of Chemistry By Using Renewable Feedstocks“, welches vom 18. bis 19. September 2025 vom CTC in Halle organisiert wurde.

Rund 50 Fachleute aus Wissenschaft, Industrie und Politik kamen zusammen – darunter Vertreter:innen von BASF, Fraunhofer CBP, C1 Green Chemicals, UPM, dem Deutschen Biomasse-Forschungszentrum (DBFZ), Leibniz IPB sowie der TU Chemnitz und der Universität Leipzig. Ziel der Veranstaltung war es, konkrete Ansätze für die Nutzung erneuerbarer Rohstoffe zu diskutieren, technologische Innovationen vorzustellen und die regulatorischen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Transformation der Branche zu beleuchten.

Industrieregion im Wandel

Staatssekretär Thomas Wünsch (Sachsen-Anhalt) betonte die Rolle der mitteldeutschen Industrieregionen Schkopau, Bitterfeld und Leuna, die auf eine lange Geschichte des Wandels zurückblicken. Heute sollen sie als Vorzeigestandorte für nachhaltige Technologien dienen. Sachsen-Anhalt unterstützt diesen Prozess mit finanziellen und beratenden Maßnahmen. Dabei spielt das CTC eine zentrale Rolle, um Forschung und Industrie zu vernetzen und Innovationen zu beschleunigen.

Vielfalt erneuerbarer Rohstoffe und technologische Innovationen

Ein breites Spektrum an erneuerbaren Rohstoffen wurde vorgestellt – von pflanzlichen Metaboliten aus Nebenprodukten über Ceramide aus Apfeltrester bis hin zur mikrobiellen Umwandlung von Stroh zu Isobutanol. Ergänzt wurden diese Beiträge durch Vorstellungen zu den Themen KI-gestützte Verfahren zum Design von Tensiden, neue Katalysatoren und Recyclingstrategien sowie ein innovatives Synthesegas-basiertes Methanolverfahren, das derzeit in Leuna skaliert wird.

Diskussionen zur strategischen Nutzung von Biomasse und effizientem Kohlenstoffmanagement zeigten, wie wichtig Ligninchemie, Strömungschemie und die Nutzung industrieller Nebenprodukte wie Schwarzlauge sind. Vier zentrale Forschungsfelder wurden identifiziert: Umwandlungsprozesse, SDG-basierte Folgenabschätzung, nachhaltige Kohlenstoffbeschaffung und technische Optimierung.

Regulierung, Daten und neue Geschäftsmodelle

Neben technologischen Fragen standen auch regulatorische und wirtschaftliche Aspekte im Fokus. Es wurde deutlich, dass wissenschaftlich fundierte Bioressourcenlisten, neue Geschäftsmodelle wie Produktleasing und KI-kompatible Industriedaten entscheidend sind, um die Transformation datenbasiert und transparent zu gestalten.

Fazit: Transformation braucht mehr als Technologie

Den Abschluss des Symposiums bildete eine Podiumsdiskussion, in der die Ergebnisse der Gruppenarbeiten zusammengetragen und reflektiert wurden. Dabei wurde deutlich: Die Transformation der chemischen Industrie ist möglich – aber sie erfordert eine kluge Strategie der Nutzung der begrenzten nachwachsenden Ressourcen, internationale Regulierung, wirtschaftliche Tragfähigkeit und die Einbindung aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette.

Fotos: © Vincent Grätsch