Ein sonniger Septembervormittag bot für Dr. Matthew Plutschack (Leiter Strategie) und Dr. Rebecca Schweier (Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) vom CTC eine exzellente Gelegenheit, die mitteldeutsche Chemietradition bei einem Besuch des Deutschen Chemie-Museums in Merseburg näher kennenzulernen. Im Museum befinden sich zahlreiche chemische Anlagen, die bis zur Wende in den nahen Chemieparks in Leuna und Schkopau in Betrieb waren.
Von Ammoniak …
Der ganze Stolz der Ausstellung ist eine Ammoniak-Synthesekammer, die sechzig Jahre lang in Leuna in Betrieb war. Denn in Leuna wurde 1917 der erste Reaktor zur Synthese von Ammoniak aus Luftstickstoff in Betrieb genommen – ein Durchbruch für die chemische Industrie. Die Erfinder des dahintersteckenden Verfahrens, Fritz Haber und Carl Bosch, erhielten für dafür den Nobelpreis. Aus Ammoniak lassen sich seitdem stickstoffhaltige Produkte, vor allem künstliche Düngemittel, in industriellem Maßstab herstellen – ein enormer Effizienzgewinn für die Landwirtschaft.
Doch es handelte sich auch um eine der verheerendsten Innovationen der Wissenschaftsgeschichte – denn das synthetisch hergestellte Ammoniak wurde auch zu Munition und Sprengstoff für den ersten Weltkrieg weiterverarbeitet. Die Ammoniak-Synthesekammer ist im Museum inklusive funktionstüchtiger Umlaufpumpe, einer Maulwurfpumpe und Spindelwand zu besichtigen.
… und Butadien
Spannend war auch die Butadien-Destillationsanlage. Butadien ist Ausgangsstoff für die Erzeugung von synthetischem Kautschuk und Namensgeber der Buna-Werke in Schkopau, wo seit den dreißiger Jahren Kautschuk aus Erdöl hergestellt wurde. Die Anlage wurde für die Erprobung des Verfahrens verwendet und später als Versuchsanlage auch für andere Stoffgemische eingesetzt.
Viele der ausgestellten Anlagen und Maschinen waren mehr als ein halbes Jahrhundert lang im Einsatz. Unter hohem Energieeinsatz haben sie aus fossilen Rohstoffen Materialien erzeugt, die aus unserem heutigen Alltag kaum noch wegzudenken sind. Doch die Chemie und damit die Technik, mit der wir chemische Produkte herstellen, muss sich verändern. Sie muss künftig auf nachwachsende und recycelte Rohstoffe setzen, um Stoffkreisläufe zu schließen und weniger Abfälle und Treibhausgase zu verursachen.
Das Center for the Transformation of Chemistry will diese Jahrhundertaufgabe durch transdisziplinäre Forschung angehen und dafür sorgen, dass das mitteldeutsche Chemiedreieck auch weiterhin Wiege wissenschaftlicher Innovationen bleibt. Und wer weiß – vielleicht finden sich eines Tages auch Exponate im Deutschen Chemie-Museum in Merseburg, die durch das CTC ermöglicht wurden.